Mittwoch, 8. Dezember 2010

34. Warum ausgerechnet ich?

Diese Frage hör ich in letzter Zeit immer wieder und ich weiss offen gestanden nicht genau, was damit eigentlich gemeint ist. "Warum?" frage ich ständig, in den unterschiedlichsten Situationen. Meistens möchte ich irgendetwas besser verstehen und/oder einen Weg finden, um Wiederholungen zu vermeiden. Aber die Frage "Warum ich?" geht in eine andere Richtung. Ich sehe die Verzweiflung, die dahinter steckt. Und den sehnlichen Wunsch, dass sich alles irgendwann als grosser Irrtum herausstellen möge. Dass einfach jemand kommt und sagt: "Verzeihung, es war ne Verwechlung, eigentlich war das klumpige und schwere Paket für jemand anderen gedacht." Aber irgendwie steckt noch mehr dahinter.

Ich habe eine Zwillingsschwester, die keine Behinderung hat. Als mich zum ersten Mal jemand gefragt hat, ob ich es ungerecht finde, dass ich ne Behinderung gekriegt hab und sie nicht, konnte ich nur verständnislos schauen. Ich war 14 und für mich war das ein völlig neuer und echt schräger Gedanke. Ich hab den Sinn bzw. die Zielrichtung dieser Frage bis heute nicht verstanden. Wäre es denn gerechter gewesen, wenn meine Schwester eine Behinderung hätte und ich nicht? Oder wenn wir beide eine bekommen hätten? Was hätte ich davon, wenn meine Schwester behindert wäre? Genau genommen habe ich ja zwei Behinderungen, das hätte sich ja auch "gerecht" verteilen lassen, oder? Aber wäre es gerecht gewesen, wenn unsere Eltern zwei behinderte Töchter gehabt hätten?

Vielleicht bin ich zu naiv, aber tief in mir steckt die Vorstellung, dass alles schon irgendeinen Sinn haben könnte, auch wenn ich ihn beim besten Willen nicht erkennen kann. Das verhindert nicht, dass ich manchmal einfach nur meine Verzweiflung in die Welt hinausschreien möchte. Da ist es vielleicht gar nicht so weit zu der Frage: "Wieso lädst du den Mist ausgerechnet bei mir ab? Ich will ihn nicht haben, nimm ihn wieder mit."

Es verbirgt sich wohl auch das Gefühl der Machtlosigkeit hinter der Frage, die mich im Moment so beschäftigt. - Warum habe ich das nicht unter Kontrolle? Habe ich etwas falsch gemacht? Die Erkenntnis, dass man sein Leben nicht völlig unter Kontrolle hat, ist schwer auszuhalten. Vor allem dann, wenn für das, was geschieht, keine einigermassen einleuchtende Erklärung erkennbar ist. Ich glaub, manche Sachen kann man nicht erklären, sie geschehen einfach. Jedenfalls gibt es für mich so vieles, das weit ausserhalb meines Vorstellungsvermögens liegt. Aber ich glaube nicht, dass die Welt besser wäre, wenn sich alles im voraus berechnen und planen liesse und wir Menschen alles beherrschen könnten. Mir würden die unerwarteten Entdeckungen, die wunderbaren spontanen Begegnungen und Gespräche mit anderen Menschen und vor allem die täglichen Wunder des Lebens fehlen.

Freitag, 3. Dezember 2010

33. Zauberhaftes Märchenland

Seit einigen Tagen ist es bei uns arschkalt und ordentlich geschneit hat es auch. Es liegen mindestens 10 cm Schnee und ich überlege ernsthaft, ob ich meine himmelblaue Thermohose rausholen soll. Meine Spastik findet die Kälte gar nicht lustig. Das bedeutet, dass sich meine Muskeln verkrampfen und ich im Moment ziemlich steif bin. Gleichzeitig ist es einfach schön, wenn alle Bäume weiss gepudert sind. In der Dämmerung kommt es mir vor als wäre ich in eine verzauberte Märchenlandschaft eingetaucht. Es hat etwas Unwirkliches, Traumhaftes - zumindest so lange bis ich an der Kläranlage vorbeikomme. Dann drängt sich die unangenehme Seite der Realität wieder auf. Ungefähr so fühlt sich mein Leben gerade an. Es gibt so vieles, was sich kaum miteinander vereinbaren lässt. Und so stapfe ich halt täglich über Eis und Schnee, versuche mich warmzuhalten und freue mich über den funkelnden Schnee.

Samstag, 18. September 2010

32. Unterdrückungsmechanismen & Gegenstrategien

TEIL 3

Jetzt ist doch wieder mehr Zeit vergangen als ich gedacht habe. Dabei war ich mir so sicher, dass es mir gelingen würde, mich selber zu überlisten. Nunja, hier kommt also endlich der dritte und letzte Teil zum Thema. Für alle, die erst hier anfangen zu lesen, würde ich empfehlen, die Teile 1 und 2 zumindest zu überfliegen.


3. Vorenthalten von Informationen

Stellen wir uns ein Gremium vor, das Entscheidungen treffen soll. Vor einer offiziellen Sitzung kriegen alle ein Paket mit schriftlichen Informationen zugeschickt. Alle bis auf ein Gremiumsmitglied treffen sich ein paar Tage vor der Sitzung und tauschen Informationen aus, ohne dass dieses Mitglied etwas davon weiss. Die Person, die zu dem inoffiziellen Treffen nicht eingeladen war, kann sich noch so gut auf die Sitzung vorbereiten, ihr werden trotzdem wichtige Informationen fehlen. Da kann es leicht passieren, dass sie was sagt oder Vorschläge macht, die für alle anderen offensichtlich unangebracht sind und sie dasteht, als ob sie von der Sache schlicht keine Ahnung hat. Das Beispiel ist vielleicht ein wenig überzogen, aber es passiert ziemlich häufig, dass nicht alle Beteiligten alle Informationen bekommen. Und wenn es um Leute mit Behinderung geht, dann scheint es sehr üblich zu sein, dass sich Eltern, Therapeuten, Ärzte, Lehrer und ich weiss nicht, wer noch so alles über ihre behinderten "Schützlinge" unterhalten und Informationen untereinander austauschen, ohne dass die Hauptperson, um die es bei diesen Gesprächen geht, eingebunden wird. Wird der Behinderte dann doch mal um seine Meinung gefragt, dann fehlen ihm häufig wichtige Informationen, um wirklich mitreden zu können. Ihm geht es ähnlich wie der Person, die nicht zu dem inoffiziellen Treffen eingeladen war.


Wie wehrt man sich nun dagegen? Zunächst ist es wichtig zu erkennen, dass andere mehr Information haben und deshalb kompetenter wirken und eventuell sachdienlichere Entscheidungen treffen können. Dieses Ungleichgewicht sollte so weit es geht beseitigt werden. Die Doktorantinnengruppe, die ich in den beiden anderen Beiträgen schon erwähnt habe, formuliert das so schön mit der Forderung "Karten auf den Tisch!".Ein anderer Rat ist zu versuchen, Informationen auf eigene Hand einzuholen.


4. Wie man es macht, es ist verkehrt

Ein Klassiker ist die Beruftätigkeit von Müttern: Gehen sie arbeiten, dann wir ihnen vorgeworfen, sie würden ihre Familie vernachlässigen, bleiben sie daheim, dann kriegen sie die Story von der mangelnden Selbsverwirklichung zu hören. Darüber hinaus gilt es in Schweden als egoistisch, wenn ein Partner nichts zum Unterhalt der Familie beiträgt.

Es ist egal welche Entscheidung man trifft - sie ist auf jeden Fall falsch. Diese Strategie funktioniert auch wunderbar bei Leuten mit Behinderung: Melden sie sich zu Wort und fordern ihre Rechte ein, dann fallen sie unangenehm auf, gelten als vorlaut, undankbar, rücksichtslos und egoistisch. Lassen sie es bleiben, und finden sich mit der Situation ab, wie sie ist, dann sind sie passiv und selber schuld, dass ihr Leben nicht anders aussieht und sich gesellschaftlich nichts verändert.

Diese Herrschaftstechnik dient, wie die anderen auch, der Verunsicherung und es ist nicht einfach aus diesem Zirkel herauszukommen. Wem die Meinung seiner Mitmenschen sehr am Herzen liegt, hat fast keine Chance auszubrechen. Denn ein gewisses Mass an "Wurstigkeit" (ist mir doch wurst, was andere über mich denken) ist hierfür wohl notwendig und eine Portion Selbstbewusstsein. Die Doktorantinnen raten dazu, Verständnis für diejenigen zu zeigen, die einem Vorwürfe machen und gleichzeitig Respekt für die eigene Entscheidung einfordern. Dazwischen kann es helfen, sich selber immer wieder zu sagen: Ich weiss, was ich tue! Und ich weiss, warum ich es mache! Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass man das auch wirklich weiss oder zumindest eine ungefähre Ahnung hat.


5. Beschuldigen und beschämen

Diese Strategie läuft darauf hinaus, dass sich jemand dafür schämen soll, wie er ist oder einer Person die schuld daran gegeben wird, wenn ihr etwas angetan wird. Es ist schwierig, diese Strategie klar einzugrenzen.

Wird jemand diskriminiert, dann wird gerne so getan als wäre die diskriminierte Person selber daran schuld: Eine Person mit Speichelfluss und Schwierigkeiten beim Kauen sollte Verständnis dafür haben, dass andere Menschen nicht so gerne mit ihr am selben Tisch oder im selben Raum essen möchten, weil sie den Anblick nicht appetitlich finden. Oder: Es ist der Rollstuhl, der es unmöglich macht, irgendwo reinzukommen, nicht die Stufen. Warum heute noch Gebäude mit Stufen und ohne Aufzug gebaut werden (dürfen), ist mir übrigens ein Rätsel. Würde jemand ein Schild mit der Aufschrift "Zutritt für Schwarze/Juden/Moslems verboten", wäre das (hoffentlich!) völlig unakzeptabel. Eine Treppe (ohne Alternative) vor einem Gebäude hat genau dieselbe Aussage für jemand mit Rollstuhl, nämlich "Du darfst hier nicht rein." Aber das nur am Rande.

Zurück zum Thema: Ein grosses Problem ist, dass die Schuld, die von aussen an einen herangetragen wird, leicht verinnerlicht wird und ich irgendwann selbst davon überzeugt bin, dass es an mir liegt, wenn manche Leute nicht gemeinsam mit mir essen möchten oder dass ich von so vielen Veranstaltungen und Möglichkeiten ausgeschlossen werde, wenn ich mit Rollstuhl unterwegs bin. Entsprechend schwierig, kann es sein, zu erkennen, dass man Herrschaftstechniken ausgesetzt wird. Ein Rat der Doktorantinnen ist es, zu intellektualisieren und zu versuchen, die Situation aus einer sachlichen Distanz zu betrachten.


Selbstverständlich gibt es für alle hier erwähnten Unterdrückungsstrategien noch viele andere Beispiele und die vorgeschlagenen Gegenstrategien sind keine Patentlösung, die immer und überall funktioniert. Der gesamte Beitrag ist mehr als Anregung zum Nachdenken gedacht - eine Aufmunterung, bewusst eigene Gegenstrategien zu entwickeln und auszuprobieren.


Ich wünsche allen, einschliesslich mir selbst, viel Erfolg dabei.

Sonntag, 5. September 2010

31. Unterdrückungsmechanismen & Gegenstrategien

TEIL 2


Diese Woche war anstrengend . Deswegen kommt erst jetzt eine relativ kurze Beschreibung der ersten beiden Herrschafttechniken – Unsichtbarmachen und Lächerlichmachen.


1. Unsichtbarmachen


Stellen wir uns eine Gruppe vor, die etwas bespricht. Jedes Mal, wenn eine bestimmte Person, nennen wir sie Ronja, was sagt, muss einer aufs Klo oder Kaffee kochen oder SMS schreiben, andere nutzen die Gelegenheit zum Diskutieren... Alles scheint viel interessanter und bedeutungsvoller zu sein als das, was Ronja zu sagen hat. Oder: Alle hören schweigend zu bis Ronja fertig ist, und anschliessend geht keiner auf das ein, was sie gesagt hat. Stattdessen geht die Diskussion weiter, wie wenn sie nichts gesagt hätte. Das sind klassische Beispiele fürs Unsichtbarmachen. Es wird so getan, als wäre Ronja gar nicht da.

Ich hab den Verdacht, dass es auch noch eine behindertenspezifische Variante davon gibt: Ich war schon in den verschiedensten Gruppen dabei, und wenn ich die einizige Teilnehmerin mit Behinderung war, hat sich oft eine sehr eigentümliche Gruppendynamik entwickelt: Alle waren furchtbar nett und freundlich zu mir und es hat trotzdem keinen wirklich interessiert, ob und wenn ich was gesagt hab. Ich durfte mit dabei sein, aber mehr nicht. Ich hatte die Rolle einer passiven Beobachterin, von der erwartet wurde, dass sie inhaltlich nichts beizutragen hat. Und wenn ich diese Erwartungen nicht erfüllt hab, wurde mein Beitrag ignoriert, boykottiert oder sabotiert. Ich glaub übrigens nicht, dass das nur an mir lag oder ich in dieser Hinsicht eine Ausnahme bin. Denn das Verhalten der anderen änderte sich jedes Mal ziemlich schnell, wenn ich bei der ersten halbwegs passenden Gelegeneit beiläufig erwähnte, dass ich mal als Rechtsanwältin gearbeitet hab. Dann, und leider erst dann, wurden meine Äusserungen ernst genommen.


Eine andere Variante des Unsichtbarmachens ist für mich, wenn sich andere in meiner Gegenwart über mich unterhalten und so tun als ob ich gar nicht da wäre. Das ist kein klassisches Beispiel mehr fürs Unsichtbarmachen, sondern wird meistens einer neue Kategorie zugeordnet. Ich persönlich finde jedoch, dass auch ein solches Verhalten die betroffene Person auf eine sehr ähnliche Weise unsichtbar machen kann und erwähne es deshalb trotzdem hier. Denn in diesem Fall bin ich als eigenständige Persönlichkeit verschwunden und nur noch ein Objekt, ein Gegenstand, der rumsteht und über den geredet wird, dessen Anwesenheit aber nicht unbedingt notwendig ist. Sehr beliebt ist ein solches Verhalten in Krankenhäusern. Und in Cafes und Restaurants. Da wird einfach jemand anderes gefragt, was ich denn gerne zu essen oder trinken hätte, wie wenn ich grad nicht da wäre. Noch schlimmer find ich es, wenn sich meine Begleitung, die es eigentlich besser wissen sollte, darauf einlässt und mitspielt. Ok, wenn jemand eine Sprechbehinderung hat und schwer zu verstehen ist, kann es manchmal einfacher sein, wenn jemand ohne Sprechbehinderung bestellt. Aber selbstverständlich nur in gegenseitigem Einverständnis! Ansonsten muss sich das Personal halt die Mühe machen und genau hinhören und gegebenenfalls ein paar Mal nachfragen. Was ist denn eigentlich so schlimm daran? Warum entsteht so schnell eine Situation, wo alles nur noch superpeinlich zu sein scheint?

All das und vieles mehr hat in letzter Konsequenz mit Machtausübung zu tun und die Folge davon ist, dass die Person, die so einem Verhalten ausgesetzt wird, verunsichert wird, sich hilflos oder gar bedeutungslos vorkommt.

Die Frage ist bloss: Wie geht man damit um?

Der Trick, mit einer gediegene Ausbildung anzugeben, ist einfach aber er funktioniert auch nicht immer. Und ausserdem haben nicht alle diese Möglichkeit. In Schweden sind Herrschaftstechniken inzwischen allgemein bekannt und es ist ein Begriff, mit dem man sich verteidigen kann. Einem Gesprächspartner an den Kopf zu verwerfen, er wende Herrschaftstechniken an, ist ein schwerwiegender Vorwurf. Allerdings funktioniert das vermutlich weder in Deutschland noch in der Schweiz.

Es hilft bereits ein wenig, wenn man weiss, was gerade passiert - dass man nämlich Unterdrückungsmechanismen ausgesetzt wird. Ein Allheilmittel ist dieses Wissen jedoch nicht. Das haben auch die im 1. Teil kurz erwähnte Doktorantinnen der Universität Stockholm erkannt und ein Handbuch Über Herrschafttechniken geschrieben. Leider weiss ich nicht, was aus diesem Büchlein geworden ist, ich hab es nicht mehr Online gefunden. Ein wichtiger Tipp der Gruppe ist, sofort zu reagieren. Damit haben sie wohl Recht. Tage später in einem ganz anderen Zusammenhang zu erwähnen "und ausserdem musst Du immer dann Kaffee kochen, wenn ich grad am Reden bin", hilft nicht weiter. Wer mehr Bedenkzeit braucht, kann sich ja daheim, sozusagen auf Vorrat und in aller Ruhe ein paar Sprüche für die häufigsten Situationen überlegen. Ein anderer Tipp ist: Keine Opferhaltung einnehmen und keine Frustration oder Enttäuschung zeigen, sondern ruhig und bestimmt deutlich machen kann, dass ein solches Verhalten nicht akzeptabel ist. "Keine Frustration zeigen" ist nicht immer so einfach und vielleicht auch nicht immer notwendig. Aber in professionellen Zusammenhängen kann es durchaus Sinn machen, betont sachlich und neutral zu bleiben. Ansonsten kriegt man leicht den Stempel "die ist immer gleich beleidigt/so empfindlich, die kann man ja gar nicht richtig ernst nehmen" aufgedrückt. Eine solche Äusserung gehört übrigens bereits zur nächsten Herrschafttechnik.


2. Lächerlichmachen

Scherze, die auf Kosten anderer gehen, kennt wohl jeder. Und wie es sich anfühlt diejenige zu sein, über die sich andere köstlich amüsieren, wissen wohl auch die meisten. Oft fühlt man sich dazu genötigt mitzulachen und bloss nicht zu zeigen, wie verletzt man eigentlich ist und dass es einem eigentlich überhaupt nicht zum Lachen zumute ist. Ein bisschen Humor sollte man schliesslich haben und auch mal über sich selber lachen können, oder?

Hat man ne Behinderung, dann kommt es recht häufig vor, dass man mit seinen Wünschen und Träumen nicht ernst genommen wird. Man sollte selbst einsehen, dass etwas von vorneherein unmöglich ist. Man kann sogar wenn man andere Personen unterdrückt, dabei noch richtig nett wirken, nur weil man es in einem lockeren, spassigen Ton sagt. Es ist auch sehr bequem, die Meinung anderer ins Lächerliche zu ziehen. Wenn sich alle einig sind, wie albern etwas ist, dann kann man sich nämlich eine inhaltliche Diskussion ersparen und braucht nicht zu begründen, was genau an dem Vorschlag lächerlich sein soll.

Spassverderber zu sein, ist nicht immer lustig, manchmal aber durchaus angebracht. Auch hier ist es gut, wenn man ruhig und deutlich Grenzen setzen kann und der anderen Person klar macht, dass sie zu weit gegangen ist. Ein Rat der Doktoratinnen ist: Nicht mit den anderen mitlachen, sondern den Scherz in Frage stellen. Zum Beispiel, indem man nachfragt: Was meinst Du damit genau? Was willst Du damit sagen? Oder: Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann ...


Es gäbe noch viel mehr dazu sagen, aber es ist leider nicht möglich, das Thema hier abschliessend zu behandeln. Dazu eignet sich die Form eines Blogs nicht.

Dafür gibt es demnächst mehr zu den anderen drei Unterdrückungsmechanismen.

Dienstag, 24. August 2010

30. Unterdrückungsmechanismen und Gegenstrategien

TEIL 1

In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts hat Berit Ås, eine norwegische Professorin, Politikerin und Feministin fünf grundlegende Herrschaftstechniken herausgearbeitet, die einige ihrer männlichen Kollegen ihr gegenüber angewendet haben. Hat man erst einmal eine Struktur erkannt und bemerkt, dass alles nach einem ähnlichen Muster abläuft, wird es einfacher, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Was das jetzt mit Behinderung zu tun hat? Kleinen Moment noch, dazu komme ich gleich. Wer diese Herrschaft- bzw. Unterdrückungstechniken anwendet, bringt andere Menschen in eine unterlegene Position und verstärkt gleichzeitig die eigene Dominanz. Es sind natürlich nicht nur Männer, die sich solcher Strategien bedienen, um Frauen zu unterdrücken. Das Anwendungsfeld ist sehr viel weiter und ich habe das Gefühl, dass diese Unterdrückungsmechanismen sehr häufig gegenüber Behinderten eingesetzt werden. (Damit habe ich also auch dieses Mal wieder die Kurve zum Thema Behinderung gekriegt.) Es sind sicher nur wenige, die das bewusst tun und mit der Absicht, sich selber einen Vorteil zu verschaffen. Aber auch wenn es "nur" unbewusst geschieht: Der Effekt ist derselbe. Die Person, die dem ausgesetzt wird, wird verunsichert und klein gemacht.

Als ich das erste Mal von diesen Techniken gehört habe, war ich völlig verblüfft. Ich hatte ein richtiges Aha-Erlebnis. Plötzlich habe ich so manches besser verstanden. Davor dachte ich oft: Mir passiert ständig dasselbe. Was mache ich bloss falsch? Meistens ist das ja eine berechtigte und notwendige Frage, wenn man wirklich etwas in seinem Leben verändern möchte. Aber wenn es um Situationen geht, wo ich (sei es nun bewusst oder unbewusst) Herrschaftstechniken ausgesetzt werde, denke ich inzwischen eher: Hallo! So geht das nicht. Damit kommst Du nicht durch. Mein Blickwinkel hat sich verändert. Es ist die andere Person, die sich in solchen Fällen nicht korrekt verhält und dringend etwas an ihrem Verhalten ändern sollte.

Die fünf Techniken sind übrigens:

1. Unsichtbarmachen
2. Lächerlichmachen
3. Vorenthalten von Informationen
4. Wie man es macht, es ist verkehrt
5. Beschuldigen und beschämen

Im Laufe der Zeit sind noch andere Herrschaftstechniken identifiziert worden, aber ich werde mich hier auf die ursprünglichen fünf beschränken.Wer mehr darüber wissen möchte, kann ja selbst weiterforschen.

Fünf Doktorantinnen (Diana Amnéus, Ditte Eile, Ulrika Flock, Pernilla Rosell-Steuer und Gunnel Testadder) der Universitet Stockholm haben sich Gedanken zu möglichen Gegenstrategien gemacht und einige Vorschläge erarbeitet, auf die ich kurz eingehen werde.

Weil der gesamte Beitrag wohl ziemlich lang wird, habe ich beschlossen ihn aufzuteilen. Ich lese am Bildschirm lieber etwas kürzere Texte. Die sind leichter verdaulich. Ausserdem ist es ein Trick, um mich selber zu überlisten. Denn eigentlich wollte ich schon lange über meine Entdeckung berichten, aber irgendwie war es mir bisher immer zuviel. Es ist viel einfacher, etwas Neues zu wagen, wenn man es in kleinere Zwischenschritte aufteilen kann.Und wenn man es geschafft hat, ein Zwischenziel zu erreichen, hat man auch gleich ein Erfolgserlebnis gesammelt, das zum Weitermachen motiviert.

Mein Plan sieht ungefähr so aus: Spätestens nächste Woche werde ich im Teil 2 die beiden ersten Strategien - Unsichtbarmachen und Lächerlichmachen - und mögliche Gegenstrategien beschreiben, und spätestens die Woche drauf dann in Teil 3 die verbleibenden drei Techniken. Das alles wird also relativ zeitnah geschehen, weil ich selber nicht gerne ewig auf irgendwelche Fortsetzungen warte und es deshalb auch meinen Leserinnen und Lesern nicht zumuten möchte.

Donnerstag, 19. August 2010

29. Beitragsfrequenz und Hilfsangebote

Wenn ich mir meine Beitragsfrequenz anschaue, dann müsste ich mich eigentlich jedes Mal, wenn ich etwas Neues schreibe, erst mal für mein langes Schweigen entschuldigen und mir vielleicht noch (der Höflichkeit halber) eine Ausrede dafür einfallen lassen. Allerding lese ich selbst solche Blogs nicht so gern. Spätestens nach dem 5. Mal wird es etwas einseitig. Deshalb lasse ich die Dauerentschuldigungen bleiben und warte stattdessen lieber bis mich die Muse küsst und vertraue darauf, dass meine Leserinnen und Leser Nachsicht haben und verstehen, dass sich Liebesbezeugungen nicht erzwingen lassen.

Neulich hab ich ein richtig interessantes Buch im Sperrmüll entdeckt. Es scheint auf mich gewartet zu haben, jedenfalls ist es mir sofort aufgefallen, als ich dran vorbei ging. Es hat den Titel “ok, amen” und stammt von Nina Solomin, einer jüdischen Journalistin. Die schwedische Autorin hat beinahe ein Jahr lang im New Yorker Stadtteil Williamsburg, am Rande des jüdischen Viertels gewohnt, um eine Reportage über die Chassidim (ultraorthodoxe Juden) im modernen New York zu schreiben. Sie schreibt mit einer kritischen Distanz und gleichzeitig mit viel Respekt und Liebe über die Menschen, die sie kennengelernt hat. Leider scheint es das Buch nur auf Schwedisch zu geben.

Ich finde es wichtig, von anderen zu lernen. Ich versuche oft, auch (oder gerade) das, was mir völlig fremd ist, zu verstehen und ich habe beim Lesen viel gelernt. Ich verstehe jetzt zum Beispiel eine etwas absurde Situation besser, die ich vor einigen Jahren erlebt habe: Ich bin mal in Zürich mit der Strassenbahn gefahren und haben mitangesehen, wie sich ein paar religiöse jüdische Herren unter sehr viel Stress und etwas umständlich bemüht haben, all ihr Gepäck aus der Strassenbahn zu kriegen, bevor die Bahn weiterfährt. Wir waren in einem dieser unsäglichen veralteten Modellen mit den vielen Stufen und für gewöhnlich haben es Strassenbahnen sehr eilig weiterzukommen. Die Tür ging ständig zu und die Chancen standen gut, dass sie beim nächsten Mal zu bleibt und die Bahn einfach mit einem Teil der Gruppe und einem Teil des Gepäcks weiterfährt, während der andere Teil draussen steht. Die Herren hatten sich wohl auch darauf vorbereitet und stets darauf geachtet, dass auf jeden Fall immer mindestens einer draussen und einer drinnen ist, und dann musste ja auch ständig einer auf die Haltetaste drücken, damit die Tür wieder aufgeht.... Irgendwann konnte ich es nicht mehr mitansehen und hab ihnen gesagt, dass die Tür nicht zugeht, solange einer von ihnen auf die unterste Stufe tritt. Es war deutlich zu spüren, dass sie meinen gutgemeinten Hinweis schlicht als Belästigung empfunden haben. Ich hab es trotzdem nochmal langsam und deutlich wiederholt, weil ich mir dachte, dass sie in all ihrem Stress einfach nicht die Nerven für irgendwas anderes hatten. Einer von ihnen hat zugehört und ist meinem Rat gefolgt, und damit wurde das Ausladen sehr viel entspannter. Aber keiner hat mich auch nur eines Blickes bedacht und oder sich gar bedankt. Inzwischen verstehe ich ihr Verhalten etwas besser: Als fremde Frau und in deren Augen wohl trotz langer Hosen und T-Shirt ohne Ausschnitt sehr unanständig gekleidet, war es für sie schlicht nicht möglich anders zu reagieren. Mit meinem neuen Wissen ergibt sich aber gleich eine Folgefrage: Würde ich ihnen wieder helfen? Jetzt, wo ich weiss, dass auch ein freundlicher Hinweis meinerseits aller Wahrscheinlichkeit nach als unangenehme Kontaktaufnahme aufgefasst wird. Wie es sich anfühlt, unerwünschte Hilfeleistungen, auf die man echt verzichten könnte, aufgedrängt zu bekommen, weiss ich selber nur zu gut. Wie weit sollte man gehen, um Menschen zu ihrem Glück zu zwingen? Oder am Besten gar nix tun und einfach ignorieren, weil man ja von vorneherein weiss, wie das wieder enden wird? Die sind ja eh alle gleich, das ist halt so? Wo hört Respekt auf und wo beginnen Vorurteile? Wie war das nochmal mit der Nächstenliebe? Wo genau beginnt Selbstbestimmung? “Erst fragen” ist ja normalerweise eine gute Richtlinie, aber was, wenn genau dieses Ansprechen schon problematisch sein könnte? Sollten wir nicht trotz allem immer wieder versuchen Brücken zu bauen?

Ach, ich weiss es einfach nicht. Eine eindeutige Antwort, die für alle Situationen passt, gibt es vermutlich nicht. Ich finde es jedenfalls spannend und wichtig, solche Fragen zur Abwechslung mal aus der anderen Perspektive – der der Helfenden- zu betrachten. Und ausserdem besteht ja auch noch die Hoffnung, dass sich meine Ausgangsfrage irgendwann einmal von selbst erledigt: wenn man nämlich auch mit viel Gepäck (oder Rollstuhl) problemlos in Strassenbahnen ein- und aussteigen kann.

Montag, 21. Juni 2010

28. Odysee mit Dreirad

Ich habe mir ein Dreirad gekauft! Ein rotes. Ja, ich weiss, es ist Monate her, seit ich von meinen Fahrradplänen erzählt habe. Manche Dinge brauchen einfach Ihre Zeit.

Gestern haben mein Mann und ich unsere erste Radtour gemacht. Es war klasse! Den Blicken nach zu urteilen, scheint eine erwachsene, junge Frau auf einem Dreirad eine ungewöhnliche Erscheinung zu sein. Nunja, die Leute werden sich an meinen Anblick mit Dreirad schon noch gewöhnen.Viele haben freundlich geschaut. Die missmutigsten Blicke habe ich von Leuten gekriegt, bei denen ich mir dachte, dass sie ein Dreirad auch gut gebrauchen könnten. Vielleicht war es ja nur der Neid... Es hat jedenfalls richtig Spass gemacht selbständig und schneller als zu Fuss unterwegs zu sein. Und mein Aktionsradius hat sich beträchtlich erweitert. Und heute habe ich Muskelkater. Eigentlich sind wir gar nicht so weit gefahren, vielleicht 6 Kilometer, nur runter zum See und durch den Wald zurűck. Aber danach war ich erst mal geschafft. Schön, dass jetzt Sommer ist. Ich werde die nächsten Monate bestimmt genügend Gelegenheit zum Konditionstraining und zum Testen meiner neugewonnenen Freiheit haben.

Warum es mit der Anschaffung so lange gedauert hat? Die kurze Erklärung ist: Ich wollte kein blaues Fahrrad haben. Aber vielleicht etwas ausführlicher:

Bis vor ein paar Jahren war es in Schweden möglich, ein Dreirad auf Rezept zu bekommen. Als Hilfsmittel brauchte man es also nicht selber zu bezahlen, was einige Vorteile hat, denn die Dinger sind relativ teuer. Aber auch einige Nachteile. Der grösste Nachteil ist der geschützte Markt für die Hersteller. Damit haben die Herstellerfirmen immer noch zu kämpfen und sie haben es noch nicht geschafft, ihr Hilfsmitteldenken zu überwinden und im freien Markt anzukommen.

Inzwischen gibt es einen einzigen Fahrradhändler im Grossraum Stockholm, also für mehr als eine Million Menschen, der auch Dreiräder vorrätig hat. Ein klein wenig habe ich zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen, denn bis vor kurzem gab es überhaupt keinen. Als ich mich letztes Jahr auf die Suche nach einem Händler machte, bei dem ich unterschiedliche Modelle ausprobiert konnte, war ich sehr erstaunt als ich feststellen musste, dass es keinen einzigen Fahrradhändler gab, der auch nur ein Dreirad im Sortiment hatte. Alle scheinen selbstverständlich zu erwarten, dass man sich ja bequem eines aus dem Katalog aussuchen kann, ohne es ausprobiert zu haben. Ein Anruf beim Hersteller hat diese traurige Tatsache bestätigt. Zum Ausgleich haben mein Mann und ich das freundliche Angebot bekommen, dass wir beim 300 km entfernten Werk herzlich willkommen sind und dort gerne die unterschiedlichen Modelle, die sie haben, ausprobieren können. Da ich die Katze nicht im Sack kaufen wollte und es keine andere Möglichkeit gab, haben wir eben zusammen mit einer Freundin, die gerade zu Besuch war, einen wunderschönen Ausflug unternommen, bei dem wir unter anderem auch bei dem Dreiradhersteller vorbeigefahren sind.

Auch auf die Gefahr hin undankbar zu klingen: Die Modelle aus der Hilfsmittelzeit, die immer noch zur Auswahl standen, waren echt nicht überzeugend. Es wäre übertrieben, diese Modelle als teuren Schrott zu bezeichnen, aber inzwischen verstehe ich, was ein guter Freund meinte, als er mir eingeschärft hat, mir bloss kein Dreirad anzuschaffen, das auf irgendeiner Hilfsmittelliste steht, weil die allermeisten davon einfach nix taugen würden. Das neue Post-Hilfsmittel-Modell hat grössere Räder (das heisst, das Fahrrad rollt länger und ich muss nicht so viel treten), Differentialachse (beide Hinterräder werden unabhängig voneinander angetrieben) und Gangschaltung und ist eine Neuentwicklung der Firma, nachdem sie mit ihren Produkten plötzlich dem freien Markt ausgesetzt war.

Mein Dreirad gibt es in zwei Farben: Ein hübsches weinrot und in blau. Rot war aber monatelang nicht lieferbar (warum auch immer), mit schwarz oder grau hätte ich mich auch abfreunden können (gab es aber nicht), und die einzige Farbe, die zur Auswahl stand, wollte ich nicht. Wenn ich schon Geld in ein Dreirad investiere, dann will ich nicht zu irgendwelchen faulen Kompromissen gezwungen werden.

Als ich dann nach einigen Monaten wieder da stand und ein rotes Dreirad haben wollte, war alles immer noch etwas schwierig: nicht vorhersehbar, ob und wann es lieferbar sein würde, wochenlang zu nem anderen Händler in ner anderen Stadt und wieder zurück zum Werk unterwegs etc.- zwischendurch war auch der freundliche Fahrradhändler etwas am Verzweifeln, aber zum Schluss habe ich mein rotes Dreirad dann doch bekommen. Und ich bin optimistisch, dass sich der direkte Kundenkontakt und die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem freien Markt mit der Zeit positiv auf die Herstellerfirma auswirken.

Montag, 22. Februar 2010

27. Chaos und ein kleines Eichhörnchen

Gerade eben habe ich entdeckt, dass sich die Anzahl meiner registrierten Leserinnen innerhalb von wenigen Wochen verdoppelt hat!! Das ist eigentlich ein Grund zum Feiern. Leider fehlt mir ein wenig die Phantasie, um mir vorstellen zu können, wie eine virtuelle Party aussehen könnte. Aber vielleicht muss es ja nicht gleich so pompös sein. Vielleicht langt ja ein neuer Beitrag?

Hier in Stockholm ist der öffentliche Verkehr wegen Schnee und Kälte kurz vor dem Zusammenbruch. Grosse Teile der U-Bahn fahren nicht, und der Versuch, die ausgefallenen Züge mit Bussen zu ersetzen, führt schlicht und ergreifend zum Chaos: Eine U-Bahn entspricht ungefähr 10 Bussen und im Morgenverkehr fährt ungefähr alle 3-5 Minuten eine vollbesetzte U-Bahn... Ich bin froh, dass ich mir diesen Stress heute morgen nicht antun musste. Denn meine einzige Vorlesung, die ich heute gehabt hätte, ist wegen Chaos im öffetlichen Verkehr eingestellt worden (vom Lehrer, nicht von mir!).

Apropos Vorlesung: Meine beiden Kurse im schwedischen Recht habe ich inzwischen bestanden und mein Wissen um das schwedische Rechtssystem wächst. Eine direkte Anwendung für all das Wissen, das ich so ansammle, habe ich allerdings noch nicht gefunden. Manchmal komme ich mir vor, wie ein kleines eifriges Eichhörnchen auf der Jagd nach Nüssen. Der Wintervorrat wird immer grösser... Aber ich bin mir sicher, dass ich meinen angesammelten Schatz irgendwann einmal gut gebrauchen kann.

Hab ich eigentlich schon erzählt, dass ich inzwischen ein paar Theologiekurse besuche? Kein Scherz! Ich finde es richtig spannend. Es ist ein “richtiges” Studium mit Vorlesungen und Anwesenheitspflicht und einigen sehr interessanten Mitstudentinnen und -studenten. Meine Arbeit habe ich deswegen aber nicht aufgegeben. Ich arbeite wie bisher 50% und ich studiere 50%. Die Zeiteinteilung war bei den anderen Kurse etwas einfacher, da es Distanzkurse waren, die am Computer stattgefunden haben. Aber bisher geht es und es ist gut, hin und wieder etwas Ungewöhnliches zu tun. Das erweitert den Horizont. Lange Jahre meines Lebens habe ich mich von der Kirche ferngehalten, weil das Bild von Behinderung, das dort vorherrscht, einfach nicht mehr zeitgemäss ist. Ich finde es so absurd, wenn jemand versucht, mich auf die Rolle der bedauernswerten Person, die der Fürsorge und der Heilung bedarf, zu beschränken. Es ist wirklich an der Zeit, daran etwas zu ändern und allein durch meine Anwesenheit mitten unter all den zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrern, trage ich ein klein wenig zu dieser Veränderung bei. Und ausserdem gibt es auch hier viel Interessantes zu entdecken und zu lernen. Das Eichhörnchen lässt grüssen.

Donnerstag, 7. Januar 2010

26. Veränderungen

Wieder einmal gibt der Beginn eines neuen Jahres Gelegenheit zum Rückblick auf die nahe Vergangenheit. Ja, ich weiss, traditionell geschieht das ungefähr eine Woche früher, aber wer wird denn schon so kleinlich sein?

Ich habe zerknirscht festgestellt, dass ich meinen Blog im letzten Jahr zeitweise etwas vernachlässigt habe. Also habe ich mir überlegt, was ich tun könnte um zu verhindern, dass es 2010 wieder so wird. Eine Universallösung für dieses Problem habe ich nicht gefunden, aber ich werde dieses Jahr hier und da etwas Neues ausprobieren.

Ausserdem habe ich vor einiger Zeit entdeckt, dass ich eine offizielle regelmässige Leserin habe. Das hat mir eine Riesenfreude bereitet! Leider hatte ich bisher nicht genügend Geduld um herauszufinden, was ich mit dieser erfreulichen Information anfangen könnte. Jetzt gibt es zumindest ein Feld, wo alle offiziellen Leserinnen und Leser meines Blogs angezeigt werden. War eigentlich gar nicht so schwer. Ich musste mir nur die Zeit nehmen, in Ruhe die Einstellungsmöglichkeiten durchzugehen. Mein Interesse für technische Neuerungen und Spielereien hält sich sehr in Grenzen und da dauert es manchmal etwas länger, bis ich es wage, etwas an einem funktionierenden System zu verändern. Aber nachdem das geklappt hat, werden wohl weitere kleinere und vielleicht auch grössere Schritte folgen. Mal sehen, was uns das neue Jahr noch so bringt.