Montag, 22. Februar 2010

27. Chaos und ein kleines Eichhörnchen

Gerade eben habe ich entdeckt, dass sich die Anzahl meiner registrierten Leserinnen innerhalb von wenigen Wochen verdoppelt hat!! Das ist eigentlich ein Grund zum Feiern. Leider fehlt mir ein wenig die Phantasie, um mir vorstellen zu können, wie eine virtuelle Party aussehen könnte. Aber vielleicht muss es ja nicht gleich so pompös sein. Vielleicht langt ja ein neuer Beitrag?

Hier in Stockholm ist der öffentliche Verkehr wegen Schnee und Kälte kurz vor dem Zusammenbruch. Grosse Teile der U-Bahn fahren nicht, und der Versuch, die ausgefallenen Züge mit Bussen zu ersetzen, führt schlicht und ergreifend zum Chaos: Eine U-Bahn entspricht ungefähr 10 Bussen und im Morgenverkehr fährt ungefähr alle 3-5 Minuten eine vollbesetzte U-Bahn... Ich bin froh, dass ich mir diesen Stress heute morgen nicht antun musste. Denn meine einzige Vorlesung, die ich heute gehabt hätte, ist wegen Chaos im öffetlichen Verkehr eingestellt worden (vom Lehrer, nicht von mir!).

Apropos Vorlesung: Meine beiden Kurse im schwedischen Recht habe ich inzwischen bestanden und mein Wissen um das schwedische Rechtssystem wächst. Eine direkte Anwendung für all das Wissen, das ich so ansammle, habe ich allerdings noch nicht gefunden. Manchmal komme ich mir vor, wie ein kleines eifriges Eichhörnchen auf der Jagd nach Nüssen. Der Wintervorrat wird immer grösser... Aber ich bin mir sicher, dass ich meinen angesammelten Schatz irgendwann einmal gut gebrauchen kann.

Hab ich eigentlich schon erzählt, dass ich inzwischen ein paar Theologiekurse besuche? Kein Scherz! Ich finde es richtig spannend. Es ist ein “richtiges” Studium mit Vorlesungen und Anwesenheitspflicht und einigen sehr interessanten Mitstudentinnen und -studenten. Meine Arbeit habe ich deswegen aber nicht aufgegeben. Ich arbeite wie bisher 50% und ich studiere 50%. Die Zeiteinteilung war bei den anderen Kurse etwas einfacher, da es Distanzkurse waren, die am Computer stattgefunden haben. Aber bisher geht es und es ist gut, hin und wieder etwas Ungewöhnliches zu tun. Das erweitert den Horizont. Lange Jahre meines Lebens habe ich mich von der Kirche ferngehalten, weil das Bild von Behinderung, das dort vorherrscht, einfach nicht mehr zeitgemäss ist. Ich finde es so absurd, wenn jemand versucht, mich auf die Rolle der bedauernswerten Person, die der Fürsorge und der Heilung bedarf, zu beschränken. Es ist wirklich an der Zeit, daran etwas zu ändern und allein durch meine Anwesenheit mitten unter all den zukünftigen Pfarrerinnen und Pfarrern, trage ich ein klein wenig zu dieser Veränderung bei. Und ausserdem gibt es auch hier viel Interessantes zu entdecken und zu lernen. Das Eichhörnchen lässt grüssen.