Dienstag, 22. März 2011

38. Erfreuliche Begegnungen

Auch in Stockholm wird es langsam Frühling! Es taut und fast alle Schnee- und Eisplatten haben sich inzwischen in Pfützen verwandelt. Eigentlich wollte ich das letzte Woche schon berichten, aber dann hat es wieder ordentlich geschneit und alles war weiss. Erstaunlicherweise konnte ich mich darüber freuen, obwohl ich mich wirklich nach dem Frühling sehne. Es war ein hübscher Winterabschiedsgruss.

Heute war ich übrigens zum ersten Mal allein mit meinem Dreirad unterwegs. Der Grund, weshalb ich bisher nur in Begleitung Fahrrad gefahren bin, ist einfach: Mir fehlt noch die Übung. Ab und zu bleib ich an einem Berg hängen. Wenn er zu steil ist, dann schaffe ich es nicht bis ganz nach oben und in dieser Situation abzusteigen, während mein 30 kg schweres Dreirad langsam rückwärts rollt, ist ne Herausforderung. Ja, ich hab ne Feststellbremse, aber die ist nicht stark genug. Und mein Dreirad dann den Rest des Berges hochzuzerren, ist auch nicht so einfach. Aber ich werd schon noch ne Lösung dafür finden. Die Strecke heute war jedenfalls einigermassen eben und unterwegs hat mich eine freundliche alte Frau angestrahlt, als sie mich auf meinem Dreirad gesehen hat. Ich hab zurückgelacht und mich gefreut. Es sind oft die kleinen, scheinbar unbedeutenden Situationen, die so wichtig sind und dem Leben Farbe geben!

Ein paar Stunden zuvor hab ich eine andere nette alte Frau getroffen. Wir sind beide in derselben Kirche Mitglied und wir waren beide etwas überrascht über unser unvermutetes Treffen. Es ist selten, dass man sich in einer Grosstadt einfach so über den Weg läuft, auch wenn unser Stadtteil eigentlich recht überschaubar ist. Sie hat mich gefragt, wo ich wohne und ich war ein wenig verblüfft, denn wir sind beinahe Nachbarn und haben das auch schon bei früheren Begegnungen festgestellt. Einmal sind wir sogar ein Stück gemeinsam gegangen, als wir beide auf dem nach Hauseweg waren. Es passiert häufig, dass man Dinge vergisst, die einem nicht so wichtig sind. Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn sie sich auch daran erinnert hätte, aber wenn ich ehrlich bin, dann war unser gemeinsamer kurzer Spaziergang wirklich nichts Weltbewegendes. Hätte ich es trotzdem erwähnen sollen? - Ok, ich geb's zu, es ist durchaus möglich, dass ich mir manchmal vielleicht zu viele Gedanken mache. Auf der anderen Seite finde ich es wichtig, sich selber zu hinterfragen. - Hätte ich es erwähnt, dann hätte ihr gleichzeitig (zumindest indirekt) vorgeworfen, dass sie unsere frühere Begegnung vergessen hat und das hätte vermutlich nichts Positives/Konstruktives zur aktuellen Situation beigetragen. So war es einfach nur ein nettes zufälliges Treffen.

Dienstag, 1. März 2011

37. Ein neuer Lebensweg

Hab ich eigentlich schon erzählt, dass ich inzwischen "hauptberuflich" Theologie studiere? Zumindest mein Theologiestudium hab ich mal erwähnt (im meinem Beitrag 27 ). Und nicht nur das. Ich habe mich dazu entschieden, Pfarrerin zu werden. Manchmal kann ich es selbst kaum fassen. Wie mir das passieren konnte? Es ging ziemlich schnell und war sehr unspektakulär: Ich bin seit einiger Zeit in einer Kirchengemeinde bei uns um die Ecke aktiv und hab mich hin und wieder mit unserem damaligen Pfarrer unterhalten. Während eines unserer Gespräche (es ging um Solidarität) hat er gesagt, dass ich wirklich Theologie studieren sollte. Selber wäre ich echt nicht auf die Idee gekommen und trotzdem war für mich klar: Er hat Recht. Genau das sollte ich tun. Ich hab mich erst nicht getraut, einfach alles hinzuschmeissen und mich mit Feuereifer in meine neue Laufbahn zu stürzen. Ich war "vernünftig" und hab mich letztes Jahr erst mal für ein paar Kurse an der Theologische Hochschule eingeschrieben, um zu testen, ob das wirklich was für mich ist. Inzwischen bin ich mir sicher! Endlich weiss ich, was ich mit meinem Leben anfangen möchte!