Sonntag, 5. Oktober 2008

17. Arbeit, Kunst und Endlosschleifen

Es hat sich in letzter Zeit viel ereignet. Das meiste ist positiv, aber bisweilen hab ich das Gefühl, dass ich auf der Stelle trete und nicht vorwärts komme. Doch die erfreulichste Nachricht vorweg: Ich habe inzwischen bezahlte Arbeit gefunden. Und das ganz ohne aktuelle schwedische Version meines Lebenslaufes. Seit zwei Wochen arbeite ich stundenweise im Independent Living Institute (übersetzt: Institut für Selbstbestimmtes Leben) in Stockholm. Für etwas bezahlt zu werden, was man gerne tut, ist schon etwas Schönes. Die Selbstbestimmt-Leben -Bewegung in Schweden wird dieses Jahr 25 Jahre alt und organisiert deshalb Ende November eine internationale Konferenz, um das Vierteljahrhundert gebührend zu würdigen. Das ist mit jeder Menge Arbeit verbunden.

Wo ich dagegen das Gefühl habe, nicht vom Fleck zu kommen, ist die Beschaffung von für mich guten Hilfsmitteln. Eigentlich weiss ich genau, was ich haben möchte. Aber das steht in Schweden nicht auf der Hilfsmittelliste. Irgendwie organisieren liessen sie sich wohl schon, aber sie werden nicht finanziert. Und bevor ich Unmengen an Energie in einen Kampf um die Finanzierung meiner Vorlieben investiere, habe ich beschlossen, erst mal auszuprobieren, was es sonst noch so gibt. Kann ja manchmal nicht schaden, den eigenen Horizont zu erweitern, dachte ich. Und jetzt bin ich irgendwie in einer Endlosschleife gelandet. Ich hab inzwischen zum 3. Mal eine Ladung mit denselben für mich völlig überdimensionierten und absolut unbrauchbaren Modellen bekommen. Das Ganze wird mir sogar bis an die Haustür geliefert, was ja eigentlich wunderbar ist. Aber jetzt habe ich ständig irgendwelche Riesenkartons in der Wohnung rumstehen. Und es dauert Wochen, bis ich die wieder abgeholt krieg. Letzte Woche dachte ich schon, ich hätte das Problem endlich gelöst: Nach diversen Telefonaten mit diversen Leuten bin ich die beiden Kartons, die sich in der Zwischenzeit angesammelt hatten, endlich losgeworden. Aber nur, um völlig unerwartet einen neuen, noch grösserer Karton vor meiner Haustür zu finden. Nun ja, auch das wird irgendwie vorübergehen.

Viel mehr Freude bereiten mir dagegen die Blogs, die meine Kolleginnen und Kollegen hier schreiben. Ich lese sie immer mit grossem Interesse und hab kürzlich die tollen Fotos von Gisep bewundert. WOW! Wirklich schön. Da dachte ich mir, ein wenig mehr Kunst kann nicht schaden und hab beschlossen, das 2. Gedicht, das ich in je meinem Leben geschrieben habe, hier zu veröffentlichen. Mein 1. Gedicht musste ich übrigens in der Schule schreiben und diese Aufgabe hat mir damals keine allzu grosse Freude bereitet. Das 2. Gedicht ist im Rahmen eines Fernkurses, den ich letztes Jahr belegt habe, entstanden, die Überschrift und die Form waren vorgegeben.


Hausmusik


Herausforderungen donnern mit kräftiger Stimme

Angst und Hoffnung

umgeben mich

spielen zärtlich miteinander


Manche Tage

und vor allem Nächte

singt die Sehnsucht

in mir. Sie ist laut, meine

kluge unerschütterliche Begleiterin.