Mittwoch, 9. April 2008

8. Miss Landmine

In Angola wurde vor kurzem die „Miss Landmine“ gewählt. Die glückliche Gewinnerin soll eine massangefertigte Prothese bekommen. Die anderen, „weniger Hübschen“, gehen leider leer aus.

Nein, das ist kein schlechter Scherz, auch wenn es erst mal danach klingt! Das ganze steht unter dem Motto „Alle haben das Recht, schön zu sein“ („Everybody has the right to be beautiful“).

Gibt es tatsächlich ein Recht auf Schönheit? Ich dachte immer, Schönheit läge im Auge des Betrachters.

Wie auch immer. Finanziell unterstützt wird die Aktion vom Norwegischen Kulturrad mit immerhin 500.000 Norwegischen Kronen (ungefähr 100.000 Franken), die Siegesprämie wird von einem norwegischen Hilfsmittelhersteller gestiftet, und initiiert wurde das alles von Morten Traavik, einem männlichen, weissen, unbehinderten norwegischen Künstler. Der Künstler möchte mit dem Wettbewerb auf die Konsequenzen, die der Einsatz von Landminen nach sich ziehen, aufmerksam machen und gleichzeitig den Frauen zu mehr Stolz und Selbstbewusstsein verhelfen. Ob sich diejenigen Frauen, die nicht sehr viele Stimmen bekommen haben, durch diesen Wettbewerb wirklich gestärkt fühlen, wage ich mal zu bezweifeln.

Eine Internetseite, wo man sich die Kandidatinnen anschauen kann, gibt es (natürlich) auch, allerding nur in Englisch. Einfach mal bei einer Suchmaschine die beiden Begriffe „Miss Landmine“ und „Angola“ eingeben. Tut mir leid, dass ich es so umständlich mache, aber irgendwie mag ich dazu keinen direkten Link von hier aus herstellen. Denn ich hab mit der ganzen Sache Schwierigkeiten und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wächst mein Widerwille.

Eigentlich finde ich alle Schönheitswettbewerbe daneben, sei es nun die Wahl der „Miss Universum“ oder die der rollstuhlfahrenden „Beauty in motion“. Aber mit einem Kunstprojekt, das von einem weissen unbehinderten Mann aus Europa organisiert wird, um scharze behinderte Frauen in Afrika auszustellen, habe ich besondere Mühe. Es wäre vermutlich ein wenig anders, wenn es die Frauen selber organisiert hätten, um auf sich und ihre Situation aufmerksam zu machen. Aber wohl nur ein wenig. Denn es gibt bessere Ideen als einen Schönheitswettbewerb zu organisieren, um auf das Problem mit Landminen und die schwierige Lebenssituation der Überlebenden aufmerksam zu machen.

Und wo bleiben die Männer, die von einer Mine verletzt wurden? Sind die nicht schön? Beschränkt sich das „Recht auf Schönheit“ nur auf Frauen?

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