Dienstag, 27. Mai 2008

12. Vorurteile und Wassermonster

Ich glaub, ich hab meine Schreibblockade fürs erste überwunden, auch wenn mir die Prüfung noch bevorsteht.

Übrigens, was ich schon länger sagen wollte: Der Fenchel, den ich in meinem 9. Beitrag erwähnt habe, war wider Erwarten richtig gut. Ich hab ihn in ein wenig Zitronensaft, Koriandersamen und frischen Tomaten gekocht und war angenehm vom Ergebnis überrascht. So leicht kann es manchmal sein. Einfach ausprobieren und schon hat man ein Vorurteil weniger!

Es haben sich in meinem Leben auch noch andere Kleinigkeiten ereignet. Am Wochenende zum Beispiel hat die staatliche Liegenschaftsverwaltung einen grossen Aktionstag organisiert und es war möglich, einige Gebäude zu besichtigen, die normalerweise nicht für die Allgemeinheit zugänglich sind. Ausser meinem Mann und mir waren noch viele andere Leute unterwegs, um dieses seltene Angebot zu nutzen. Mein Mann und ich wollten zwei Sachen anschauen:

Da war zum einen der Barockgarten des Tessiner Palastes, der der Familie Tessin gehörte. Das ist ein sehr raffiniert gestalteter Innenhof eines Stadtpalastes, der gross und geräumig wirkt, obwohl er eigentlich ziemlich klein ist. Obwohl ich den Barockstil eigentlich nicht so gern hab, war ich beeindruckt. Auch aus wenig lässt sich sehr viel machen, wenn man es nur geschickt genug anstellt.

Unser anderer Programmpunkt war die Skeppsholmkirche, eine sehr spezielle ehemalige Kirche auf einer Insel, die 1842 eingeweiht und 2002 wieder entweiht wurde. Sie soll jetzt weltlichen Zwecken dienen und zum Kulturhaus, Konferenzsaal o.ä. umfunktioniert werden. Ich hab ungewöhnliche, schräge und bisweilen scheinbar unpassende Dinge gern, und die ehemalige Kirche hatte gleich zwei Dinge zu bieten, die ich in diese Kategorie stecken würde: Einen Kampfengel und ein paar Wassermonster.
Der Kampfengel steht über der Orgel. Es ist eine weibliche Engelsfigur, die in Siegespose die rechte Faust in die Luft streckt. (Warum wird DER Engel eigentlich fast immer mit einer weiblichen Figur dargestellt? Oder als nackter kleiner Junge?) Den Kampfengel fand ich gerade in meiner Situation sehr passend. Denn kurz davor hatte ich eine ziemlich waghalsige Klettertour zu einem Boot überstanden, ohne dabei ins Wasser zu fallen. Fast noch mehr als der Engel haben mich die Wassermonster fasziniert. Sie sehen aus wie bösartige zähnefletschende Riesenfische und befinden sich direkt unter der Kanzel, sind sozusagen deren Füsse. Wenn der Pfarrer also eine Predigt hielt, dann stand er mitten unter den Wassermonstern. Bisher habe ich solche Figuren vor allem am Eingang von Tempeln gesehen. Ich hätte wirklich gerne die Person kennengelernt, die es geschafft hat, einem Pfarrer ein Plätzchen bei den Wassermonstern anzudrehen! Das muss ein sehr interessanter und besonderer Mensch gewesen sein. Von ihm hätte ich bestimmt einiges lernen können.

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